Vorbemerkung (Dezember 2011)

Liebe Leser, ich freue mich, dass dieser Artikel so oft gelesen wird. Aber den Quantensprung gibt es nicht in der realen Welt!

Was nun?

Die Wortschöpfung (oder -hülse?) "Quantensprung" entstand in den frühen Zeiten der Quantenphysik, um Problemen bei Rechenverfahren der Quantentheorie einen Namen zu geben. Mehr ist eigentlich nicht - oder nur mit Ironie - zu sagen.
Dass sich mittlerweile im Rauschen des Blätterwalds die Erkenntnis durchsetzt, dass der Quantensprung nicht sehr groß sein kann und auch nicht instantan erfolgt, stimmt mich hoffnungsvoll. Vielleicht führt diese Entwicklung ja zur endgültigen Abschaffung des Quantensprungs?

Viel Spaß mit

"Noch ein paar Anmerkungen zum Quantensprung. © Michael Komma 1995"

Leibniz war sich sicher: "Natura non facit saltus" (die Natur macht keine Sprünge - wie schon von Aristoteles vermutet) und in dieser Tradition war sich Einstein ebenso sicher, dass "Gott nicht würfelt". Alles ist kontinuierlich und verläuft kontinuierlich und kausal. In der klassischen Physik werden Zustände und Änderungen durch stetige und differenzierbare Funktionen beschrieben - bis hinein in infinitesimal kleine Raumgebiete und Zeitabschnitte. Die Idee des Kontinuums und ihre überwältigend erfolgreiche Anwendung in der Infinitesimalrechnung (Leibniz und Newton) zusammen mit der festen Überzeugung, dass jede noch so kleine Ursache auch eine beliebig kleine Wirkung hervorruft und nichts dem Zufall überlassen ist, prägten das Weltbild der klassischen Physik.

So gesehen waren Demokrits Atome kein Thema mehr, denn alles war ja beliebig oft teilbar - zumindest in Gedanken. Doch dann kam Planck mit seinem "Wirkungsquantum" (und Einstein war so genial das ernst zu nehmen). Warum hatte man das nicht schon früher (z.B. zu Demokrits Zeiten) entdeckt? Das Wirkungsquantum ist unvorstellbar klein! Verglichen mit Wirkungen unserer Alltagswelt beträgt es nur 1/10000000000000000000000000000000000 oder 10^(-34) Wirkungseinheiten. Wenn die Natur also Sprünge macht, dann macht sie grundsätzlich nur ganz kleine Sprünge und es gibt bis heute keine "klassische Erklärung" dafür (und es wird sie wohl nie geben). Warum bewegt sich dann überhaupt etwas in unserer klassischen Welt? Weil es unvorstellbar viele Teilchen gibt!

Weshalb Redner und Werbeagenturen trotzdem immer wieder den Quantensprung missbrauchen, z.B.: "So einen Sprung nach vorn gab es noch nie. Ich würde sogar von einem Quantensprung sprechen. Das sind erdbebenartige Änderungen!", lässt sich allerdings ganz klassisch erklären: Man will mit einem unbekannten Begriff Aufsehen erregen - ein ziemlich sicheres Indiz dafür, dass jemand seine Wirkung total überschätzt.

Was bedenklicher ist: Selbst der Duden fällt auf diese Masche herein. Aber vielleicht verwechselt man dort ja den Quantensprung mit dem 'dialektischen Sprung' oder 'Qualitätssprung' (Hegel und Engels), nach dem Motto "Irgendwann schlägt Quantität in Qualität um".

Und was hat das Ganze mit dem Vakuum zu tun? Im Vakuum (der Quantenelektrodynamik) tummeln sich sehr viele virtuelle Teilchen. Durch sie werden Quantensprünge der realen Teilchen induziert. Aber ich möchte jetzt die Analogie zur real existierenden Politik nicht weiter strapazieren (z.B.: Angeber aller Länder vereinigt euch?), zumal es den Quantensprung nicht wirklich gibt...

Ein Quantensprung zurück!

Historisches zum Quantensprung

Siehe auch

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