Biographie aus dem Werkverzeichnis 2006
Karl Michael Komma wurde am 24. Dezember 1913 in Asch (Böhmen) als viertes Kind von Marie Elisabeth und Georg Adam Komma geboren. Ebenso wie seine älteren Geschwister Hermann, Helene und Eduard erhielt er schon im Alter von fünf Jahren regelmäßig Klavier- und später auch Violinunterricht von seinem Großvater Eduard Adler. Bereits mit acht Jahren begann er, kleine Stücke zu komponieren, und mit zehn Jahren entdeckte er das Orgelspiel für sich. Schon während seiner Schulzeit in Eger und Asch spielte die Musik eine zentrale Rolle in seinem Leben.
Nach dem Abitur 1932 folgte er Helene und Eduard nach Prag, wo er an der Deutschen Akademie für Musik und Darstellende Kunst Komposition bei Fidelio F. Finke, Klavier bei Franz Langer und Dirigieren bei Georg Szell, sowie an der Deutschen Universität Prag Musikwissenschaft bei Gustav Becking und Anglistik studierte. Hier begegnete er auch erstmals Lotte Scholze, einer Freundin seiner Schwester. Auf Anregung seines Onkels Hans Adler wechselte er 1934 an die Universität Heidelberg, wo er bei Heinrich Besseler Musikwissenschaft studierte und bei Wolfgang Fortner Kompositionsunterricht nahm. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. 1936 (Thema „Johann Zach und die tschechischen Musiker im deutschen Umbruch des 18. Jahrhunderts“) blieb er noch bis 1939 als Assistent von Besseler am musikwissenschaftlichen Institut der Universität Heidelberg.
Als Komma 1939 nach einer Operation zur Rekonvaleszenz bei seinen Eltern in Leitmeritz weilte, traf er Dr. phil. Lotte Scholze wieder, die er im folgenden Jahr 1940 nach der Übernahme der Leitung der Franz-Schubert-Musikschule (spätere Landesmusikschule) Reichenberg (Sudetenland) in Leitmeritz heiratete. Eine Einberufung in die Wehrmacht blieb ihm aufgrund gesundheitlicher Probleme erspart.
Die Töchter Sibylle und Barbara wurden 1941 bzw. 1943 geboren.
Nach der Vertreibung gelangten die Kommas 1945 über mehrere Stationen zu Onkel Hans Adler nach Wallerstein bei Nördlingen, wo Sohn Michael 1947 zur Welt kam.
Karl Michael Komma entfaltete eine rege Vortrags- und Konzerttätigkeit bevor er einen Lehrauftrag für Musik am Progymnasium in Bopfingen annahm.
1954 wurde er als Lehrbeauftragter für Musikgeschichte an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart berufen und übersiedelte mit seiner Familie nach Reutlingen. Ab 1960 wirkte er an diesem Institut zudem als Professor für Komposition, Musiktheorie und Musikgeschichte. Nach seiner Emeritierung 1978 blieb er der Hochschule noch bis 1988 als Lehrbeauftragter für Kirchenmusikgeschichte verbunden. Es folgte wiederum eine rege Tätigkeit als Komponist, Organist, Kammermusik- und Liedbegleiter, sowie als Vortragender, die bis heute anhält.
In Reutlingen hat er sich um das ehemalige „Schwäbische Symphonieorchester“ bzw. die heutige „Württembergische Philharmonie“ und die Musikschule sehr verdient gemacht. Er regte die Gründung der „Gesellschaft der Musikfreunde“ und der Reihe „Musica nova“, die er auch über zwei Jahrzehnte hinweg leitete, an.
Seine Frau Lotte verstarb nach fast sechzig Jahren glücklicher Ehe 1999. Im Jahr 2004 heiratete Karl Michael Komma seine zweite Frau Charlotte Epple.
*****
Karl Michael Komma starb am 23. 09. 2012 in Memmingen: 24. 12. 1913 – 23. 09. 2012
Aus dem Programmheft zum “Festkonzert 70 Jahre KünstlerGilde” (15. September 2018 in Esslingen), mit freundlicher Genehmigung von Helmut Scheunchen:
Karl Michael Komma wurde 1913 im böhmischen Asch geboren. Er studierte 1932 bis 1934 an der Deutschen Universität in Prag Musikwissenschaft und an der dortigen Deutschen Akademie für Musik Komposition bei Fidelio Finke. 1936 promovierte er in Heidelberg. 1936 wurde er an der Musikschule in Reichenberg Assistent und von 1940 bis zur Vertreibung 1945 Direktor. Er lebte dann in Wallerstein, wo er in der berühmten Oettingen-Wallersteinschen Musikbibliothek arbeitete. 1954 kam er an die Stuttgarter Musikhochschule, als Lehrer für Musikgeschichte, Tonsatz und Komposition, 1960 Professor. Auch nach der Emeritierung 1989 stand er noch in enger Verbindung zu seiner Stuttgarter Musikhochschule. Sein unerschöpflicher Kenntnisreichtum war bemerkenswert und außergewöhnlich, auch sein glänzendes pianistisches Können bewahrte er sich bis ins hohe Alter. Die Zahl seiner Schüler ist riesig, und auch zwei Mitwirkende des Malinconia-Ensembles (Schmidt und Scheunchen) gehören dazu. Komma schuf ein umfangreiches kompositorisches Werk zahlreicher Gattungen, von dem gesagt wird, daß es die in der Tradition verwurzelte Einheit des Schöpferischen mit dem Musikantischen für die Gegenwart bewahrte und zugleich erneuerte: Klavierwerke, Orgelmusik, Kammermusik, Orchesterwerke, Instrumentalkonzerte, Lieder und Gesänge sowie Chorwerke. Zahlreiche Preise würdigten sein kompositorisches Werk. Von besonderer Bedeutung ist auch seine musikwissenschaftliche Arbeit, die in vielen Publikationen präsent ist. Grundlegend sind seine Forschungen auf dem Gebiet der deutschböhmischen Musik und ihrer Geschichte. Karl Michael Komma war ein “Urgestein” der KünstlerGilde, Johann Wenzel Stamitz-Preisträger, auch verehrter Gast bei Malinconia-Konzerten.
Dialog mit Schubert entstand 1997 als Kompositionsauftrag, um zwei Trio-Einzelsätze Franz Schuberts (D 28 u. D 897) zu umrahmen. Die auf dem Programm stehende Introduktion zeigt neben rhythmischen und anderen Elementen Bezüge zu Schubert. In der Introduktion super FrAnz SCHuBert hat Komma die vertonungsmöglichen Buchstaben FASCHB zu einem “verfremdeten Dominantseptakkord zu B thematisch (horizontal und vertikal) genutzt”. In der heutigen Aufführung wird die Introduktion mit dem berühmten Schubert-Lied Auf den Wassern zu singen kombiniert, ein melancholischer Blick auf die Künstlergilde. © Helmut Scheunchen
Lebenswege erschienen beim Verlag Carus
Portrait KARL MICHAEL KOMMA Pan und das Chroma 1 -> externer Link